VFG allgemein
Gegenstand von Forschung und Lehre der Vor- und Frühgeschichte sind die schriftlosen sowie die nur teilweise durch Schriftquellen erhellten Epochen der menschlichen Vergangenheit.
Die Urgeschichtliche Archäologie widmet sich vorrangig den Hinterlassenschaften der frühesten Menschheitsgeschichte, die Vorgeschichtliche Archäologie behandelt Themen aus Zeiten, aus denen keine oder kaum schriftlichen Zeugnisse bekannt sind, während die Frühgeschichtliche Archäologie zunehmend auch Schriftquellen einbeziehen kann. Die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit kombiniert schriftliche und bildliche Quellen mit der archäologischen Überlieferung.
Zur Erforschung der materiellen Hinterlassenschaften vergangener Kulturen dienen uns in erster Linie archäologische Methoden zur Lokalisierung, Freilegung, Dokumentation von Befunden und Bergung von Funden. Diese Verfahren werden durch eine Vielzahl naturwissenschaftlicher und materialanalytischer Methoden benachbarter Fächer ergänzt (z.B. Bodenkunde, Geologie, Mineralogie, Botanik, Zoologie, Anthropologie, Rechtsmedizin, Klimatologie). Der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie kommt dabei eine Mittlerfunktion zu, da sie je nach methodischer und inhaltlicher Ausrichtung zwischen Geistes- und Naturwissenschaft steht. Zur praktischen Überprüfung führen wir archäologische Experimente durch, zur Auswertung größerer Fundmengen nutzen wir statistische Verfahren, und zur Interpretation der archäologischen Sachverhalte werden oft ethnologisch-soziologische Modelle herangezogen.
Die Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie beschränkt sich nicht auf einen speziellen Raum, sondern thematisiert beispielsweise die frühe Menschheitsentwicklung in Afrika oder den Übergang vom Jäger und Sammler zum sesshaften Feldbauern oder die Herausbildung der Metallurgie und sozialer Komplexität im weltweiten Vergleich.
Für die Untersuchung neuzeitlicher Themen, etwa im Bereich der Industrie- und Schlachtfeldarchäologie oder in der Stadtentwicklung, werden archäologische Quellen berücksichtigt. Damit leistet die Archäologie in ihrer Gesamtheit einen wesentlichen Beitrag zur diachronen Erforschung der Menschheits- und Kulturgeschichte.