Paläomechanische Untersuchungen zur Kohärenz von Verletzungsmustern und Waffeneffizienz an bronzezeitlichen Menschenknochen und Waffenfunden.
Zahlreiche Menschenknochen aus archäologischem Fundkontext weisen Verletzungsspuren auf, welche auf die Einwirkung interpersoneller Gewalt schließen lassen. Die komplexen und im hohen Grad dynamischen Prozesse, welche zu Traumata führen, sind jedoch mit konservativen oder experimental-archäologischen Methoden alleine nur schwer fassbar.
Daher wurde ein methodischer Prozess (Paläomechanik) entwickelt, der die Beziehungen zwischen den äußeren auf den Knochen einwirkenden mechanischen Kräften und spezifischen Verletzungsmerkmalen sowie den verwendeten Waffentypen darstellen konnte. Erfolgreich wurde eine transdisziplinäre Verknüpfung von zerstörungsfreien Analysemethoden angewendet, welche 3D-Bildanalysen und 3D-Rekonstruktionen mit der aus den Ingenieurswissenschaften stammende Finite-Elemente-Analyse (FEA) verbindet. Diese ermöglicht es u.a., Hypothesen zu Verletzungsvorgängen und Waffeneffizienz numerisch zu überprüfen. Eine breiter angelegte Studie paläomechanischer Analysen an bronzezeitlichen Funden soll diesen Prozess zum Nutzen für den archäologischen Erkenntnisgewinn auf einer repräsentativen Materialbasis standardisieren.
Die so gewonnen Daten werden in die Entwicklung diagnostischer Kriterien zur Differenzierung spezifischer Verletzungsmuster und ihrer Beziehung zu den sie verursachenden Waffentypen, des Schutzwaffengebrauchs, des Krafteinsatzes sowie der Schussdistanzen einfließen. Dies wird nicht nur der Rekonstruktion prähistorischer Gewaltkonflikte und anderen archäologischen Fragenstellungen dienen, sondern auch der Forensik neue Grundlagen für die Analyse von Verletzungsvorgängen bieten.
Das hierfür entwickelte methodische Verfahren ist prinzipiell auch auf andere Festkörper anwendbar und eröffnet für diverse archäologische Fragestellungen neue Wege der Analyse.
Antragsteller und Projektleitung:
Prof. Dr. Frank Nikulka (UHH),
PD Dr. habil. Jörg Orschiedt (FU Berlin),
Dr. Detlef Jantzen (LAKD MV/LA Schwerin).
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen:
Dipl.-Ing. Hella Harten-Buga M.A.
Sonstige Projektpartner:
Prof. Dr. Th. Terberger, Universität Göttingen
Dr. G. Lidke, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
U. Brinker M. A., Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern
A. Schramm M. A., Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern
Prof. Dr. Dr. E. Hesse, Experimentelle Unfallchirurgie/Heisenberg-Arbeitsgruppe, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Prof. Dr. med. K. Püschel, Institut für Rechtsmedizin im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Prof. Dr. med. Dr. phil.nat. M. Schultz, Arbeitsgruppe Paläopathologie, Universität Göttingen
Prof. Dr. H. P. Oepen, Fachbereich Physik, Institut für Nanostruktur- u. Festkörperphysik (INF), Universität Hamburg
Prof. Dr. M. M. Morlock, Institut für Biomechanik, TU Hamburg-Harburg
Förderung: DFG, Förderungsdauer: 2017-2020
- Dauer: aktiv
- Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Frank Nikulka