Forschungsprojekt
Die Forschungsstelle „Naturbilder / Images of Nature“ arbeitete von Juli 2013 bis Juni 2018 im Rahmen der Alexander von Humboldt-Professur von Frank Fehrenbach. Die Forschergruppe beschäftigte sich mit der Kunst- und Bildgeschichte der Natur, mit einem Schwerpunkt in der europäischen Frühen Neuzeit. Im Zentrum standen Charaktere des Natürlichen und deren Imitation, Emulation und Transformation in den Künsten – etwa Lebendigkeit, Kraft, Form, Expression, oder Qualität selbst.
Bilder der Natur modellierten seit jeher Naturbilder. Beide wandeln sich im Lauf der Frühen Neuzeit tiefgreifend. Unsere Arbeit kreiste zum einen um grundlegende Analogien und Übertragungsvorgänge zwischen Kunst und Natur, die sich an den genannten Strukturmerkmalen rekonstruieren lassen. Zum anderen haben wir untersucht, inwiefern diese Strukturmerkmale im Verlauf der neuzeitlichen Wissenschaftsgeschichte allmählich aus der wissenschaftlichen Axiomatik herausfielen und bloß noch als Metaphern geduldet wurden, während sie im Kunstdiskurs und in der Form künstlerischer Erfahrung Asyl fanden und dort bis in die Gegenwart überleben.
Die Forschungsstelle verstand sich als Plattform für den Dialog zwischen der Bildgeschichte von Kunst, Naturwissenschaften, Naturphilosophie und Technik. Unser Motto hatten wir Tizian entlehnt: Natura potentior ars. Die Bärenmutter, die angeblich ihr unförmiges Neugeborenes erst mit der Zunge in Form leckt, dient als Bild einer menschlichen Kunst bzw. Technik, die mächtiger ist als die Natur. Und doch ist diese Kunst, wie das zoologische Paradigma zeigt, bereits „in der Natur“. Jenseits der Bilder der gewordenen Natur – natura naturata – bezogen wir uns vor allem auf die Vorstellung einer hervorbringenden, werdenden Natur – natura naturans – als Vor- und Gegenbild menschlicher Schöpfungskraft.