Forum Preis 2019 - Die Preisträger stehen fest
10. Februar 2020

Foto: UHH
Wir gratulieren den Preisträgerinnen der Forum-Preise 2019.
In der Kategorie BA wurde ausgezeichnet:
„‚Wichtiger ist das Kreuzmotiv‘ – Klang und Visualität. Die semantische Bedeutungsebene in Sofia Gubaidulinas Sieben Worte für Violoncello, Bajan und Streicher anhand des Kreuzes“
Laura Martens
Beim Betrachten von Sofia Gubaidulinas Sieben Worte für Violoncello, Bajan und Strei- cher stellt sich anhand des darin vorhandenen Kreuzmotivs die Frage, inwiefern außermusika- lische Motive in der Musik eine selbstständige semantische Ebene haben können. Die Proble- matik liegt hierbei in der Darstellung eines bildlichen Elements durch musikalische Mittel. Die extensive Analyse der einzelnen Motive und Figuren führte zu dem Ergebnis, dass das Kreuz zwar im Sinne eines musikalischen Symbols definierbar ist, aber durch rein musikalische Aus- drucksweisen nicht eindeutig verstanden werden kann. Ohne den Werktitel Gubaidulinas kann die Musik aus sich selbst heraus keine Bedeutung schaffen. Zudem verlässt sich das Kreuzsymbol in dem Werk auf eine Visualität in der Partitur als zusätzliche Verständnisebene sowie auf eine Bedeutungszuschreibung durch Kommentare der Komponistin. Das eindeutige musikalische Symbol ist also nicht existent. Es ist immer abhängig von und entsteht aus einer weiteren semantischen Bedeutungsebene, die in der Regel außermusikalisch ist.
Laura Martens, B.A. studiert seit Oktober 2019 im ersten Semester den Master in Historischer Musikwissenschaft. Den Zugang zu der Musik Sofia Gubaidulinas fand sie durch die Aufführung des Sonnengesangs als Choristin und Solistin mit dem CPE-Bach Chor.
In der Kategorie MA wurde ausgezeichnet:
„A Nascent Musical Dialogue: The Second String Quartets of Weinberg und Shostakovich“
Sonia McCall-Labelle
Der künstlerische Austausch zwischen Dmitri Schostakowitsch und Mieczysław Weinberg hat in den letzten Jahren an Interesse als Forschungsgegenstand in der Musikwissenschaft gewonnen. Diese Beziehung zwischen zwei kreativen Geistern präsentiert sich nirgendwo besser als im „freundschaftliche[n] Streichquartettwettbewerb“ (Flender 2009), der sich über 32 Jahre erstreckte. So beruht beispielsweise das Hauptthema des zweiten Streichquartetts von Schostakowitsch (Op. 68) auf einem Motiv aus dem ersten Satz des Quartett Nr. 2, Op. 3 von Weinberg. Darauf aufbauend bietet die vorliegende Arbeit einen Einblick in das frühe Stadium des Austausches zwischen den beiden Komponisten. Eine eingehende Analyse der beiden verwandten Themen zeigt dabei nicht nur auf, welche Rolle sie je im Aufbau der gesamten Satzstruktur spielen, sondern bietet auch einen unmittelbaren Vergleich der Formkonzeptionen beider Komponisten. Die detaillierte Untersuchung dieses künstlerischen Dialogs zwischen zwei der prominentesten Komponisten der Sowjetunion zeigt, dass die Streichquartettgattung dem Verständnis des Sozialistischen Realismus diametral entgegen stand und deshalb einen Bereich darstellte, in dem die Komponisten ein erhöhtes Maß an künstlerischer Freiheit genossen haben könnten.
Sonia McCall-Labelle ist Masterstudentin im fünften Semester. Sie schreibt ihre Masterarbeit über die drei Sonaten für Solo-Violine von Mieczysław Weinberg.