Nina Janz, M.A.

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Doktorandin
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Dissertationsprojekt
Titel
Die Inszenierung des „Heldentodes“ – Zwei kulturwissenschaftliche Fallstudien am Beispiel des Heldengedenktages und der Gefallenenbegräbnisse in der Wehrmacht 1939- 1945 (Arbeitstitel)
Betreuer
Prof. Dr. Norbert Fischer
Abstract
„In der Schlacht von …. fiel Ihr Sohn in soldatischer Pflichterfüllung, getreu seinem Fahneneide für das Vaterland“. In dieser oder in ähnlicher Weise lauteten die Gefallenenbenachrichtigungen der Wehrmacht, die millionenfach an die Angehörigen der deutschen Soldaten gingen. Auf den Tod der fast fünf Millionen Soldaten reagierte die Wehrmacht mit mythisierenden heldenhaften Sinnstiftungen, Propaganda und Paraden, aber auch mit einer aufwändigen Auskunfts- und Registrierungsverwaltung für die Toten und ihrer Gräber. Bestattungskommandos und sogenannte Gräberoffiziere wurden beauftragt, jedem Soldaten ein „würdiges“ Grab und Andenken zu bereiten. Doch die Erfüllung dieser Aufgabe bereitete der Wehrmacht große Schwierigkeiten, um jeden Gefallenen zu bergen, zu identifizieren und beizusetzen. Oft fehlte die Zeit, das Material oder die Energie, die Toten gemäß den Befehlen und Richtlinien der Wehrmacht zu bestatten.
Während die Soldaten fernab von Familie und Wohnung starben, wurde ihr Tod als „Heldentod für das Vaterland“ verklärt. Einmal im Jahr wurde auf dem Heldengedenktag (dem ehemaligen Volkstrauertag) ihres Todes gedacht. Wehrmacht und NSDAP zelebrierten die Gefallenen und ihren Beitrag „für das Vaterland“ mit Paraden, Marschmusik und einer Kranzniederlegung an der Neuen Wache in Berlin. Anstatt Trauer um die Toten wurden Stolz, Kampfbereitschaft und Siegeszuversicht zur Schau gestellt. Der Umgang mit den Gefallenen war eine durchinszenierte und strukturierte Darbietung des „Heldentodes“ der Soldaten – von der Grabanlage bis hin zur Parade und Verklärung Soldatentodes auf dem Heldengedenktag.
Das Dissertationsvorhaben soll diese „Inszenierung des Heldentodes“ anhand von zwei Fallbeispielen kulturwissenschaftlich untersuchen: 1. dem Heldengedenktag und 2. den Gefallenenbegräbnissen während des Zweiten Weltkrieges. Die Gegenüberstellung des Heldenkultes und der Begräbnispraxis an der Front soll Diskrepanzen und Gemeinsamkeiten des Kriegstodes unmittelbar aufzeigen: Während an der Front die Soldaten durch Waffen und Gewalt starben, erfroren oder verhungerten und so einen qualvollen und wenig „würdevollen“ oder heldenhaften Tod starben, wurden die Gefallenen als Helden, Krieger und „Opfer“ für das Vaterland instrumentalisiert und gefeiert.
Diese Forschungsarbeit soll klären, wie das nationale Heldenideal in Form des Gedenktages sowie den Feierlichkeiten durch die Wehrmacht umgesetzt wurde, welche Mittel die Verantwortlichen wählten, wie die Feiern abgehalten, welche Symbole und welche Rituale verwendet wurden. Zu untersuchen gilt, wie die Wehrmacht das Verlust- und Bestattungswesen im Krieg organisierte und steuerte, welche Abläufe und Rituale vorgegeben wurden, wie die Friedhöfe und Gräber anzulegen waren und wie die Toten letztendlich behandelt wurden. Anhand von Zeremoniell, Feierabläufen und Lagemeldungen des OKW sowie auf der Grundlage von Begräbnispraktiken und Grabanlagen soll die Nutzung des Heldenbegriffs nachgezeichnet und überprüft werden. Den Heldenkult in der Wehrmacht gilt es aufzuzeigen und die verschiedenen Sinnkonstruktionen, zwischen Anspruch, Ideal und Realität nachzuvollziehen und so die Inszenierung des Heldentodes zu entmystifizieren und zu enttarnen.