Die STAGMA im „Dritten Reich“: Instrumentalisierung des musikalischen Urheberrechts im europäischen Kontext
Malte Zill, M. A.
Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) verwaltet heute die Aufführungs- und Sendetantiemen von über 60.000 Komponisten, Textdichtern und Verlegern. Die Relevanz der GEMA für den Lebensunterhalt von Komponisten, Textdichtern und Verlegern verdankt sie einer Monopolstellung, die auf die Gründung der Staatlich genehmigten Gesellschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte (STAGMA) auf Druck der NS-Diktatur 1933 zurückgeht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die STAGMA 1947 praktisch bruchlos in die heutige GEMA überführt. Die Dissertation stellt die sich aufdrängende Frage nach dem Anteil dieser ersten alleinigen deutschen Verwertungsgesellschaft für Urheberrechte an der finanziellen Isolation jüdischer Komponisten durch die Hitler-Diktatur. Dabei stehen nicht nur die Folgen für in Deutschland verbliebene „nichtarische“ Künstler im Fokus, es soll ferner aufgezeigt werden, wie die STAGMA auch emigrierte Komponisten empfindlich treffen konnte. Die europäische Rechteverwertung der damaligen Zeit wurde, so die Kernthese der Dissertation, unter Ausgleich finanzieller und ideologischer Interessen im Fahrwasser der aggressiven Außenpolitik des „Dritten Reichs“ zum Schaden jüdischer Komponisten nach nationalsozialistischen Vorstellungen neu geordnet.
Erstes Ziel der Forschungsarbeit ist die Anpassung der STAGMA an die NS-Ideologie zu Lasten „nichtarischer“ Mitglieder aufzuzeigen. Dabei soll die Gestaltung der inneren Struktur bzw. die „Gleichschaltung“ der Gesellschaft anhand ihrer rechtlichen Grundlagen und die Umsetzung des dogmatischen Urheberrechtsdiskurses auf bürokratischer Ebene untersucht werden. Davon ausgehend soll anhand der Beziehungen der STAGMA zu ausländischen Verwertungsgesellschaften geklärt werden, wie durch das Streben nach Einfluss auf den Reformprozess des internationalen Urheberrechts, der ähnlich der heutigen Situation von der Harmonisierung des geistigen Eigentums mit technischen Innovationen bestimmt war, die Einnahmen der Verwertungsgesellschaft auf Kosten ihrer „nichtarischen“ Mitglieder erhöht werden sollten. Die Einbeziehung von Biographien emigrierter Komponisten wie Werner Richard Heymann, Kurt Weill und Paul Hindemith sollen die Mechanismen der Bereicherung von Seiten der Musikwissenschaft untermauern.
Kontakt: maltezill"AT"gmx.de
Betreuer: Prof. Dr. Friedrich Geiger