Neue Schriftenreihe "Musik und Diktatur" von Prof. Dr. Geiger herausgegeben
29. November 2017, von Webmaster

Foto: Geiger/ Waxmann Verlag
Musik spielt in Diktaturen eine entscheidende Rolle. Wie keine andere Kunst appelliert sie an die Emotionen der Menschen, ohne Umwege über den Verstand, den totalitäre Regime gerne aushebeln. Musik kann, wie jeder weiß, überwältigen, und dieses Potential haben sich Herrscher zu allen Zeiten zunutze gemacht. Dabei zeigt die Musikpolitik in fast allen Regimen gewisse Ähnlichkeiten. So gehört zu ihren Grundzügen, dass sie zwischen erwünschter Musik und unerwünschter Musik unterscheidet und in zwei Richtungen agiert. Erwünschte Musik und ihre Komponisten werden stark gefördert, unerwünschte Musik und ihre Komponisten hingegen ausgegrenzt, unterdrückt oder auf Linie gebracht.
Welche Musik erwünscht oder unerwünscht war, verhielt sich in jeder Diktatur anders. Gleichwohl lassen sich einige übergreifende Tendenzen benennen:
Beispielsweise war Musik erwünscht, die bei Selbstinszenierungen der Regime wie bei Parteitagen oder Sportwettkämpfen den Machtanspruch der Herrschenden verklären konnte. Diese beanspruchten mitunter bedeutende musikalische Traditionen, profitierten von deren Beliebtheit und versuchten die Massen mittels preiswerter Volkskonzerte zu gewinnen. Ebenso griffen die Diktaturen auf die gemeinschaftsbildende Kraft der Musik zurück, die beispielsweise beim gemeinsamen Singen etwa in Jugendorganisationen wirkte.
Fragt man danach, was Musik bei den Kulturideologen in Misskredit brachte, zeichnen sich in der Regel politische, rassistische und ästhetische Gründe ab, die allerdings in jeder Diktatur unterschiedliches Gewicht hatten.
Vergleichende musikbezogene Diktaturforschung ist auf die detaillierte Untersuchung einzelner Aspekte genauso angewiesen wie auf die übergeordnete Perspektive. Beidem möchte die Schriftenreihe „Musik und Diktatur“ Raum bieten und beides miteinander in Beziehung setzen. Herausragende Qualifikationsarbeiten stehen dabei neben Studien bereits arrivierter Autorinnen und Autoren. Dass disziplinäre Grenzen regelmäßig überschritten werden, ist wichtig und willkommen. Geographisch und zeitlich unterliegen die Themen der Monographien keinerlei Einschränkungen ‒ Diktaturen gab und gibt es bekanntlich seit jeher und auf der ganzen Welt, Musik ebenso. Wenn diese Reihe dazu beiträgt, für die Zusammenhänge zwischen Musik und Diktatur zu sensibilisieren, hat sie ihren Zweck erfüllt.
Die ersten Bände der Reihe sind bereits beim Waxmann‐Verlag erschienen:
Band 1: Verena Mogl: „Juden, die ins Lied sich retten“ – der Komponist Mieczysław Weinberg (1919–1996) in der Sowjetunion, Münster, New York 2017, 444 Seiten, broschiert, 39,90 €, ISBN 978‐3‐8309‐3137‐9
Band 2: Peter Petersen: „Friedenstag“ von Stefan Zweig, Richard Strauss und Joseph Gregor. Eine pazifistische Oper im „Dritten Reich“, Münster, New York 2017, 188 Seiten, broschiert, 34,90 €, ISBN 978‐3‐8309‐3651‐0
Mehr Infos zu den einzelnen Bänden unter: https://www.waxmann.com/waxmann‐reihen