Forum Preis 2020 - Die Preisträger*innen stehen fest!
5. Februar 2021, von Webmaster

Foto: UHH
Wir gratulieren den Preisträgerinnen der Forum-Preise 2020!
In der Kategorie BA wurde ausgezeichnet:
„‚Ihre Tat ist Mutter sein‘? Chrysothemis in Krzysztof Warlikowskis Inszenierung von Strauss’ und Hofmannsthals Elektra bei den Salzburger Festspielen 2020“
Lara Schmalfuß
In seiner Inszenierung der Elektra bei den Salzburger Festspielen 2020 interpretiert der Regisseur Krzysztof Warlikowski die Rolle der Chrysothemis neu. Sie ist es, die den Mord an ihrem Stiefvater Ägisth begeht, und nicht etwa wie in klassischen Inszenierungen üblich Orest oder sein Pfleger, wenn der Mord überhaupt auf der Bühne zu sehen ist. Diese neue Darstellung von Elektras Schwester wird in der Hausarbeit umfassend analysiert und mit der Charakterisierung der Figur in Partitur und Libretto verglichen. Dabei soll die Frage beantwortet werden, ob Warlikowski mit seiner Interpretation die Anlage der Chrysothemis im Sinne von Strauss und Hofmannsthal sprengt. Es kann gezeigt werden, dass der Mord an Ägisth in der Inszenierung durch Eigenschaften der Chrysothemis wie Familiensinn, Bereitschaft zu Vergessen und einem Streben nach einem anderen Leben motiviert ist – Eigenschaften, die auch die Strauss-Hofmannsthal’sche Chrysothemis maßgeblich auszeichnen. Dennoch bricht Warlikowski mit dem traditionellen, von Strauss und Hofmannsthal vertretenen Frauenbild, das Frauen grundsätzlich die Fähigkeit zur Tat abspricht und auf ihre Mutterrolle reduziert. Seine selbstbewusste und nach Unabhängigkeit strebende Chrysothemis ist so Teil einer zeitgemäßen Inszenierung, in der die Figur an ein moderneres Frauenbild angepasst wird, ohne ihrer Anlage im Werk von Strauss und Hofmannsthal zu widersprechen.
Laura Schmalfuß studiert im fünften Bachelorsemester Historische Musikwissenschaft. Das Wintersemester 2020/21 verbringt sie im Rahmen des Erasmus+ - Programmes in Cremona, Italien.
In der Kategorie MA wurde ausgezeichnet:
„Effekte der Gedächtniskonsolidierung komplexer prozeduraler Inhalte bei Musikstudierenden im Vergleich“
Louisa Spieß
Trotz aktueller Forschungsergebnisse, welche belegen, dass sich das Gehirn von MusikerInnen sowohl funktionell als auch anatomisch von dem von NichtmusikerInnen unterscheidet, liegen bislang nur vereinzelte Studien vor, welche den Prozess der Gedächtniskonsolidierung motorischer Aufgaben und mögliche Interferenzeffekte zielgruppenspezifisch untersuchen. Aufgrund der offensichtlichen Relevanz dieser Thematik war es das Ziel der Arbeit, einen Überblick durch Aufarbeitung der bislang vorliegenden Literatur zu geben. Die dargestellten Ergebnisse tragen zu unserem Verständnis der menschlichen Kognition, der Entwicklung von Fertigkeiten, sowie der Gedächtnisbildung zielgruppenspezifisch für MusikerInnen bei. Ferner können die neu gewonnen Erkenntnisse einen auf neurophysiologischen Erkenntnissen beruhenden Erklärungsansatz für die zahlreich berichteten Vorteile der zeitlichen Verteilung von Übungseinheiten darstellen. Die Effekte der Gedächtniskonsolidierung auf den Erwerb komplexer motorischer Fertigkeiten bei MusikerInnen implizieren offensichtliche Auswirkungen auf das Studium der Instrumentalmusik. Die Effizienz des Übens durch die Berücksichtigung der positiven Effekte der Gedächtniskonsolidierung kann den Spaß und die Motivation der Musizierenden durch einen schnelleren Leistungsfortschritt erhöhen und so ein größeres Erfolgserlebnis vermitteln, als dies bei weniger effektiven Übungsstrategien der Fall sein könnte. Der Vergleich der herangezogenen Studien konnte abschließend zeigen, dass die Untersuchung grundlegender Prozesse der prozeduralen Gedächtnisbildung Untersuchungen anregen kann, welche mit großen Auswirkungen auf die Übungspraxis bei MusikerInnen verbunden sind. Ergebnisse, wie sie in dieser Arbeit berichtet wurden, werden zweifellos zu weiteren Untersuchungen anregen, die sich damit befassen, wie Musizierende die individuelle und Gruppenpraxis am effektivsten strukturieren können, um die neuronalen Prozesse, die der Entwicklung von Fähigkeiten zugrunde liegen, zu nutzen.
Louisa Spieß studiert derzeit im dritten Mastersemester der Systematischen Musikwissenschaft. Zuvor hat sie ein Bachelor-Studium in Psychologie an der Universität Potsdam abgeschlossen.