Studienexkursion: Orgelbesichtigung in der Elbphilharmonie
4. Juli 2023, von Webmaster

Foto: UHH/Lutsch
Exkursionsbericht von Tom Wedekind
Am Montag, den 3. Juli, haben wir mit dem Seminar „Orgelbaugeschichte“, geleitet von Christoph Weyer, die Elbphilharmonie besucht. Dort haben wir Studierende und Herr Weyer uns, passend zum Thema des Seminars, einen tieferen (hier wörtlich zu verstehen) Einblick in die Orgel verschaffen können. Thomas Cornelius, der Hausorganist der Elbphilharmonie, nahm sich zwei Stunden Zeit, uns die Orgel mit Augenmerk auf bauliche Besonderheiten vorzustellen.
Zu Beginn spielte Cornelius erst einmal die Orgel für einige Minuten an, um uns einen Eindruck von ihr zu geben. Da es sich hier um eine sinfonische Orgel handelt, die in einem Konzertsaal steht und nicht, wie die meisten anderen in einer Kirche, unterscheiden sich ihre Aufgaben und die Raumakustik natürlich von den Hörgewohnheiten der meisten anderen Orgeln. Zum einen beträgt die Nachhallzeit des Raumes nicht 7–8 Sekunden sondern 2.2, zum anderen muss die Orgel mit einem Sinfonieorchester mithalten können und zusammen gut klingen und ist nicht, wie in Kirchen, hauptsächlich für die Begleitung von Gesang konzipiert. Zudem steht sie nun mal in dem großen Saal der Elbphilharmonie, weswegen sie immer sehr nah und direkt wirkt. Auch das sich im Deckenreflektor befindende Fernwerk, welches Cornelius im Scherz „Präsenzwerk“ nennt, wirkt nicht fern, lediglich die Richtung aus der der Klang kommt ist hier eine andere. Auch einige andere Überraschungen hielt das Instrument für uns bereit: z. B. ist die Orgel nicht in gleichschwebender Temperatur gestimmt, sondern in einer eigens entwickelten temperierten Stimmung. Auch die hanseatischen Effekte, welche zwar zugegeben selten zum Einsatz kommen, sind eine Besonderheit in Orgeln: Schiffsglocken und Schiffshupen.
Auch sprachen wir über die Disposition der Orgel: Sie beinhaltet z. B. nicht alle klassischen Register, die man an hierzulande häufig französisch-romantisch orientierten sinfonischen Orgeln findet, dafür aber z. B. Hörner und sogar drei Principale allein im Hauptwerk.
Die Orgel besitzt einen relativ hohen Winddruck, der im Übrigen beim Spielen verstellt werden kann. Dadurch klingt die Orgel sehr kraftvoll und direkt, in der Tendenz allerdings eher matt, aber nicht dumpf. Auch Crescendi und Decrescendi sind sehr fließend und nahtlos gut spielbar. Zusammen ergibt all dies einen relativ mächtigen Klang.
Im Anschluss sind wir natürlich noch einmal (durch eine in den Prospektpfeifen versteckte Schiebetür) in die Orgel selbst hinein gegangen und haben unter anderem sehr große Motoren und sehr große Orgelpfeifen gesehen und gespürt. Wenn man direkt vor den Pedalpfeifen steht, flattern einem die Ärmel, einen richtigen Ton kann man aber nicht mehr erkennen. Dass das Instrument sich über vier Etagen erstreckt, machte es einigen allerdings nicht leicht den Anblick in vollen Zügen genießen zu können. Auch können wir Ihnen nun versichern, dass es sich bei grauen Stangen, welche man vom Publikum aus sehen kann, tatsächlich um Orgelpfeifen handelt, da wir die nach innen gerichteten Labien sehen konnten. Zusammenfassend gesprochen, haben wir einiges gelernt und konnten einen neuen Blick auf die Orgel und auf sinfonische Orgeln allgemein gewinnen. Dafür möchten wir uns natürlich recht herzlich bei Thomas Cornelius und allen Beteiligten bedanken.