Tagungsbericht über den Workshop „Musical Heritage Across Borders“
6. Juni 2024, von Webmaster
Foto: UHH / Weyer
Am 29. und 30. Mai 2024 fand am Centre for the Study of Manuscript Cultures der Workshop „Musical Heritage Across Borders – Materiality as an Indicator of Distribution Channels“ statt. Die Gastgeber:innen Yasemin Gökpinar und Christoph Weyer hatten Expert:innen aus verschiedenen Kulturen und Disziplinen zusammengebracht, um die Verbreitung von musikalischem Erbe und die Rolle der Materialität in diesem Prozess zu diskutieren.
Am ersten Tag des Workshops präsentierten die Wissenschaftler:innen verschiedene Methoden zur Provenienzforschung musikalischer Manuskripte. Wang Xidan (University Zhengzhou University) eröffnete die Veranstaltung mit dem ersten Vortrag über „The Possibility and Significance of the Yuèshū in the Eurasian Cross-cultural Music Historical Research“, in dem sie die Bedeutung des Yuèshū für die Forschung zur Musikgeschichte Eurasiens beleuchtete. Christoph Weyer (CSMC, Universität Hamburg) sprach über „The Đikr al-anġām wa uṣūlihā by ʿAbd al-Qādir ibn Ġaibī“ und zeigte anhand dieses Beispiels auf, wie digitale Datenbanken die Forschung zu arabischer Musiktheorie verändert haben. Maḥmūd as-Saʿīd aus Kairo beleuchtete in seinem Paper „Maḫṭūṭāt al-mūsīqā al-ʿarabiyya fī turāṯ al-ʿarabī al-islāmī fī l-ʿuṣūr al-islāmī“ die Bedeutung arabischer Musikmanuskripte für das arabisch-islamische Erbe. In der abendlichen Keynote, die zusammen mit dem Institut für Historische Musikwissenschaft der Universität Hamburg stattfand, zeichnete Dwight Reynolds von der University of Santa Barbara (Kalifornien, USA) die Reise eines anonymen Liederbuchs in „Tales of a Songbook’s Travels: From Granada to Tlemcen to Rome to Lebanon“ nach.
Am zweiten Tag des Workshops bot Saeid Kordmafi von der University of London einen Einblick in „When Anonymous Texts Speak Out! Addressing a Lacuna in Historiography of Classical Iranian Music Through Safavid-Oriented Writings“ und diskutierte die Bedeutung anonymer oder fiktiv zugeordneter Texte für die Erforschung der Geschichte der klassischen iranischen Musik, während Yasemin Gökpınar von der Universität Hamburg die musikalischen Visualisierungen in al-Fārābī’s Kitāb al-Mūsīqī al-kabīr untersuchte.
Soheila Faraji von der İstanbul University präsentierte ihre Forschung zur „The Amir Khan Gorji Musical Treatise“, einem persischen Manuskript zur iranischen Musik am Hof der Safawiden. Den Abschluss bildete das Paper von Fahimeh Rahravan (Universität Hamburg), in dem sie über „Music Manuscript Cultures in Medieval Iran“ und die Methoden zur Verschriftlichung von Musik im 13. Jahrhundert berichtete.
Die Diskussionen während des Workshops waren äußerst anregend und förderten einen intensiven Austausch zwischen den Teilnehmenden. Es wurden nicht nur neue Forschungsergebnisse präsentiert, sondern auch innovative Ansätze und Methoden diskutiert. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Vielfalt der kulturellen Hintergründe der Teilnehmenden bereicherten die Gespräche und führten zu wertvollen Einsichten und Ideen für zukünftige Forschungsprojekte. Insgesamt zeigte der Workshop deutlich, wie wichtig und fruchtbar der interkulturelle Dialog auch für die Erforschung des musikalischen Erbes ist.
Auf dem Foto v.l.n.r.: Christoph Weyer, Yasemin Gökpınar, Dwight Reynolds, Saeid Kordmafi, Fahimeh Rahravan und Xidan Wang