Institut für
Empirische Kulturwissenschaft (Anthropological Studies in
Culture and History)
Foto: UHH/Denstorf
4. Juni 2025
Foto: Braun/Boccaccio
Die ökologischen Krisen unserer Zeit sind nicht einfach nur besorgniserregend. Vielmehr haftet ihnen etwas Unheimliches an. Wenn plötzlich tote Fische auf den Flüssen schwimmen, wenn die Kühe im Stall den Verstand verlieren, wenn Plastik an Orten auftaucht, an die es nicht gehört, dann wird uns zu recht mulmig. Ist das die Rache der Natur? Das wahre Gesicht des Kapitalismus? Oder steckt etwas anderes dahinter? So verschieden die ökologischen Krisen sein mögen, so haben sie doch eines gemein: Das, was wir uns von der Natur erst ins Haus und auf den Hof geholt und dann von dort verbannt haben, kehrt dorthin zurück – aber in anderer Gestalt. Die Kohle, die wir aus ihrer Ruhestätte in unsere Öfen geholt haben; der Dünger, mit dem wir unserer Felder getränkt haben; das Uran, das unsere Stuben erleuchtet: all diese Dinge suchen in ihrem Nachleben ein altes oder neues Zuhause und richten dabei allerlei Unheil an. Müssen wir unsere Heime also verrammeln, damit sie bloß ihren Weg nicht dorthin finden? Sollten wir fortan davon absehen, in der Erde zu wühlen, um nur ja keine bösen Geister zu wecken? Wenn wir weder in Panik noch in Schockstarre verfallen wollen, müssen wir etwas ganz Anderes tun. Der Ökologie zu begegnen heißt, all den Wiedergängern dessen, was einmal Teil von Natur und Gesellschaft war, ein neues Zuhause zu geben, in dem sie ihre Ruhe finden können.
18:15 – 19:45 Uhr, Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Flügel West, Raum 221
Ringvorlesung: Von Schönheit und Schrecken
Koordination
Prof. Dr. Ruzana Liburkina / Prof. Dr. Norbert Fischer, beide Institut für Empirische Kulturwissenschaft, Universität Hamburg