Institutskolloquium
Negotiating Ethics, Politics and Practices after Covid
Mittwochs 18-20 Uhr (ESA W, Raum 220)
Organisation: Florian Helfer, MA
Mit dem 17. März 2023 jährt sich der Tag, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Virusausbruch von Sars-CoV-2 zur Pandemie erklärt hat, zum dritten Mal. Der Umgang mit der Pandemie ist seitdem zu einem dominanten Faktor des Alltags geworden. Die WHO geht davon aus, dass Zoonosen, d. h. Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden, in Zukunft verstärkt auftreten werden. Grund dafür ist die Verdrängung von Tieren durch den Menschen und ein massives Eindringen in deren Ökosysteme. Die Empirische Kulturwissenschaft thematisiert diese Entwicklungen seit langem. Mit Forschungsperspektiven wie den Multispecies Studies, der Medical Anthropology, den STS oder einer Anthropology of the Anthropocene wird versucht, den alltäglichen Spuren dieser neuen Weltanschauungen und Verknüpfungen nachzugehen. Pandemien werden Alltag und bedürfen einer empirischen, sozial- und kulturwissenschaftlichen Betrachtung.
Das Institutskolloquium nimmt die Neuverhandlung von Ethiken, Praktiken und Politiken in Folge der Pandemie in den Blick. Quarantäne-Auflagen, die Implementierung von Hygiene-Maßnahmen, Corona-Tests und Impfungen haben Einzug in die Materialität des Alltags gehalten und bestimmen nicht nur Praktiken und Politiken neu, sondern sind Ergebnis ethischer Aushandlungen. Fragen des guten Handelns und Lebens stellen sich in Bezug auf die Pandemie neu und werden von unterschiedlichen Akteur:innen auf verschiedenen Ebenen mit verschiedenen Zielsetzungen verhandelt und umgesetzt.
Im Sinne der „Ordinary Ethics“, wie sie Veena Das oder Michael Lambek vertreten, oder einer „Moral Experience“ im Sinne Jarret Zigon sind Ethiken durch Praktiken im Alltag implementiert. Die Vorträge des Kolloquiums widmen sich Aushandlungen oder Feldern, in denen Ethiken des guten Lebens und des richtigen Handelns herausgefordert und debattiert werden. Zeiten der Krise oder Unsicherheit machen diese Aushandlungen sichtbar und relevant für die kulturwissenschaftliche Forschung, im historischen Vergleich oder auf aktuelle Phänomene fokussiert, aus einer Makroperspektive auf Global Health oder mikroanalytisch im alltäglichen Umgang mit der Pandemie. Das Kolloquium thematisiert die Frage, welche neuen moralischen Regime diese Aushandlungen erzeugen und welche Auswirkungen diese haben.
Das Institutskolloquium findet in Präsenz statt (mit Ausnahme von zwei Terminen). Die Vorträge werden als Streaming übertragen, für die Zugangsdaten melden Sie sich bitte bei florian.david.helfer@uni-hamburg.de.
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