Kunstgeschichte
Fragen der Konservierung und der nachhaltigen Produktion, damit auch der Materialeigenschaften stehen seit ihren Anfängen im 16. Jahrhundert im Zentrum der Kunstgeschichte. Es könnte daher argumentiert werden, dass vor allem die Renaissance eine frühe Periode der europäischen Kulturgeschichte darstellt, die sich umfassend und kritisch mit Naturstoffen, Artefakten und Historizität auseinandersetzt. Dabei ging es von Beginn an um die produktive Spannung zwischen Erhaltung, Zerstörung und Transformation. Auch heute noch trägt die inzwischen akademische Kunstgeschichte gerade mit ihrer engen Verbindung zu Denkmalschutz, restauratorischer Praxis sowie vor allem historischen und theoretischen Diskursen entscheidend dazu bei, Nachhaltigkeit als Kategorie unserer kulturellen Lebenswelt zu begründen, kritisch zu begleiten, ihre politisch-legislative Umsetzung zu fördern und durch geeignete Technologien praktisch umzusetzen. Die Dynamik der Kunstgeschichte selbst zeigt dabei, dass Nachhaltigkeit nicht als statische Konservierung des Bestehenden betrachtet werden kann, sondern die Kategorie in fortdauernden lebensweltlichen Vollzügen aktualisiert wird. Mit ihrer konkreten Objekt- und Raumbezogenheit und ihrem reich differenzierten Analyseinstrumentarium, das von der visuellen Autopsie, der Reflexion der Materialsemantik sowie ihrer Theorie und künstlerischen Praxis, der kritischen Hinterfragung der Provenienz bis zu naturwissenschaftlichen Untersuchungsverfahren reicht, bietet die Kunstgeschichte eine wichtige Grundlage für die Beurteilung und Erhaltung des Kulturerbes – sowie eine Hinterfragung solcher Kategorien. Hinzu kommen vielfältige und fortwährend kritisch reflektierte Technologien der Bewahrung, Archivierung und Präsentation künstlerischer, kunsthandwerklicher und bildgeschichtlicher Zeugnisse sowie institutionskritische Ansätze. Dabei geraten dabei auch Fragen eines nachhaltigen Ausstellungswesens, der historischen Aufarbeitung materieller und menschlicher Ausbeutung im Kontext Kunst sowie der sozial inklusiven Zugänglichkeit künstlerischer Artefakte in den Fokus.