Nachhaltigkeit in der Historischen Musikwissenschaft
Die Bewahrung, Aufarbeitung und Vermittlung musikalischer Phänomene bildet ein zentrales Aufgabengebiet der Historischen Musikwissenschaft. Da Klangphänomene grundsätzlich transitorisch sind, kommt hierbei dem Notenmaterial ein herausragender Stellenwert zu. Die Relevanz musikalische Notate zeigt sich selbst im Vergleich mit Tonaufnahmen, die erst seit dem frühen 20. Jahrhundert überhaupt greifbar sind und ein sehr viel geringeres soziales, geographisches und stilistisches Spektrum abdecken.
Musikalische Aufzeichnungen sind zwar keineswegs mit der Musik selbst identisch, liefern jedoch als faktische Handlungsanweisungen entscheidende Informationen zur historisch intendierten Klanggestalt. Auf der Grundlage der historisch überlieferten Notentexte ist es daher möglich, selbst in dem für die vergangenen 2000 Jahre üblichen Fall, dass keine Tonaufzeichnungen vorliegen, dem flüchtigen Gegenstand Musik so nahe wie überhaupt möglich zu kommen.
Im Bewusstsein für die essentielle Bedeutung der Notentexte für die nachhaltige Sicherung von Musik wird am Institut für Historische Musikwissenschaft der wissenschaftlichen Edition ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Dabei steht die kritische Aufarbeitung und anwendungsfreundliche Präsentation von Notentexten im Zentrum. Dies erfolgt sowohl durch die Einbindung musikeditorischer Fragestellungen in die Lehre als auch im Rahmen von DFG-geförderten Drittmittelprojekten. Neben hybriden Publikationsformen werden auch rein digitale Möglichkeiten ausgelotet. So werden beispielsweise in einem Langzeitvorhaben zur Musik des 17. Jahrhunderts neue digitale Modelle erarbeitet, mit dem Ziel, außer den nutzungsorientierten Notentexten auch die hierfür entwickelten IT-Tools open source zu veröffentlichen. Damit verbunden ist nicht nur eine nachhaltige Sicherung musikalischer Zeugnisse, sondern dank einer entsprechenden digitalen Präsentation auch deren Vermittlung an eine musikalisch interessierte Öffentlichkeit.
Musik bildet einen festen Bestandteil im öffentlichen und privaten Leben. Das damit verbundene Interesse bedeutet für die Historische Musikwissenschaft einen wichtigen Bildungsauftrag. Dazu gehört es nicht nur, musikalische Quellen durch wissenschaftliche Aufarbeitung zu sichern und verfügbar zu machen, sondern die Ergebnisse auch in eine breitere Öffentlichkeit hineinzutragen. Dies geschieht in Form vielfältiger Zusammenarbeit von Angehörigen des Instituts für Historische Musikwissenschaft mit außeruniversitären Institutionen wie der Elbphilharmonie, der Staatsoper, dem Museum für Kunst und Gestaltung, dem Museum für Hamburgische Geschichte, der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Kampnagel etc.