Constantin Floros, Das mittelbyzantinische Kontaktienrepertoire
Publikationsdetails

- Autor(en): Floros, Constantin
- Titel: Das mittelbyzantinische Kontaktienrepertoire. Untersuchungen und kritische Edition
- Jahr: 2015
- Ort: Hamburg
- Anmerkungen: Habilitationsschrift, Universität Hamburg 1961
Bandübersicht
Band I: Untersuchungen (Textteil) (PDF, 37 MB)
Band II: Die Modelle und Idiomela (PDF, 82 MB)
1. Notentext
2. Kritischer Apparat
Band III: Die Kontrafakta (PDF, 66 MB)
1. Notentext
2. Kritischer Apparat
Bei Interesse an einem gedruckten Exemplar der Schrift, wenden Sie sich bitte per E-Mail an das Institut für Historische Musikwissenschaft(hist.muwi"AT"uni-hamburg.de). Materialkosten in Höhe von 250,00 € müssen per Vorkasse entrichtet werden.
Vorbemerkung zur Erstveröffentlichung
Vor sechzig Jahren war es für einen jungen Musikwissenschaftler, der eine Habilitation anstrebte, üblich, sich in ein völlig anderes Gebiet jenseits seiner Dissertation zu vertiefen. Während meiner Studienjahre in Wien (1951–1955) beschäftigte ich mich vorwiegend mit Fragen der Mozart-Forschung. Im Sommer 1955 wurde ich aufgrund der Dissertation Carlo Antonio Campioni als Instrumentalkomponist promoviert.
Mittels eines Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung kam ich 1957 nach Hamburg, um mich auf die Musik des Mittelalters zu spezialisieren. Der damalige Ordinarius in Hamburg – Prof. Dr. Heinrich Husmann – war ein renommierter Mediävist und universal gebildeter Gelehrter. Ihm verdanke ich prägende Einsichten und Maximen, die mir lebenslang in Erinnerung blieben: so die Auffassung, ein Musikwissenschaftler habe seinen wissenschaftlichen Horizont ständig zu erweitern, sowie die Überzeugung, er dürfe niemals etwas behaupten, was er nicht beweisen könne.
Unter den Auspizien von Husmann verfasste ich eine Habilitationsschrift über Das mittelbyzantinische Kontakienrepertoire. Kontakion stellt eine der wichtigsten Gattungen byzantinischer Hymnographie und Musik dar. Die prominentesten Gedichte dieser Gattung stammen von Romanos, einem der bedeutendsten Dichter des ersten Jahrtausends. Seine Texte wurden im hohen Mittelalter sowohl in syllabischer als auch in melismatischer Fassung gesungen. Jahrelang studierte ich die melismatischen Gesänge und erstellte eine kritische Edition – ein Unterfangen, das in der Byzantinistik damals nicht üblich war. Zwanzig Handschriften legte ich meinen Untersuchungen zugrunde. Dabei konnte ich feststellen, dass die melismatischen Gesänge jeweils in zwei Versionen existierten, registrierte sorgfältig die Abweichungen zwischen ihnen (Varianten) und analysierte die Struktur der Melodien und die Besonderheiten des modalen Systems.
Im Frühjahr 1961 reichte ich die dreibändige, über tausend Seiten umfassende Arbeit bei der Philosophischen Fakultät der Universität Hamburg ein und wurde habilitiert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft versprach die Druckkosten zu übernehmen. Bedauerlicherweise blieb die Arbeit ungedruckt, weil die erforderlichen Anträge seitens des Musikwissenschaftlichen Instituts nicht gestellt wurden.
Angesichts des enormen Umfangs der Arbeit schwand bald die Hoffnung auf eine Veröffentlichung. Meine Freude, dieses Werk nach 54 Jahren der internationalen Forschung zugänglich machen zu können, ist groß. Nach wie vor sind seine Ergebnisse aktuell, in keiner Weise überholt. Mein tiefer Dank gilt der Initiative meiner Kollegen Peter Petersen und Friedrich Geiger sowie der intensiven Arbeit von Herrn Ralph Kogelheide M. A., der das Manuskript digitalisierte.
Nach dieser Habilitationsschrift wandte ich mich der altslavischen Kirchenmusik und dem gregorianischen Choral zu. Nach 10jähriger Arbeit erschien mein dreibändiges Werk Universale Neumenkunde (Kassel 1970), das inzwischen großenteils in griechischer und englischer Sprache vorliegt (The Origins of Western Notation, Peter Lang: New York 2011).
Des Öfteren wurde ich gefragt, wie es zu erklären sei, dass ich nach diesen Forschungen einen Sprung in die neuere Musikgeschichte machte. Inzwischen publizierte ich zahlreiche Arbeiten über Semantik und Symphonik, angefangen von Mozart bis hin zu György Ligeti. Die Erklärung lautet einfach: Die ältesten Notationen der mittelalterlichen Musik sind adiastematisch, enthalten stenographische Elemente, die ich erstmals entziffern konnte. Viele Werke der neueren Musik verbergen Verschlüsselungen, Symbole, Ideogramme und Kryptogramme. Man denke nur an Beethoven, Gustav Mahler und Alban Berg. Kein Geringerer als Mahler beklagte, dass die tiefere Dimension seiner Musik von den meisten Hörern nicht wahrgenommen werde.
Constantin Floros
Hamburg 2014