Institut für
Empirische Kulturwissenschaft (Anthropological Studies in
Culture and History)
Foto: UHH/Denstorf
5. November 2025
Foto: Sascha Siestenich
Der Vortrag widmet sich der Frage, wie queere Bewegungen Vergangenheit und Zukunft miteinander verschränken, um in der Gegenwart alternative gesellschaftliche Lebensweisen zu entwerfen. Anhand aktivistisch-kollaborativer ethnografischer Forschung zu Prides und CSDs, queer-feministischen Kollektiven und fürsorglich-solidarischen Beziehungsnetzwerken wird gezeigt, dass queerer Aktivismus nicht allein auf Kritik oder Erinnerung zielt, sondern auf die Präfiguration queerer Utopien. Diese manifestieren sich in einer Gegenwart, in der Bewegungswissen – etwa über frühere politische Kämpfe oder affektive Praktiken der Care-Arbeit – als archivierte Möglichkeit aktiviert und in utopisches Handeln überführt wird. Aufbauend auf Ansätzen queerer Zeitlichkeit (Muñoz, Halberstam) argumentiert der Beitrag, dass sich queere Bewegungen zwischen nostalgischen und utopischen Erinnerungspolitiken bewegen und dadurch experimentelle Formen des Konvivialen, Fürsorglichen und Zukünftigen hervorbringen. Die Analyse dieser temporal entanglements macht deutlich, wie Queersein als "not yet here" (Muñoz 2009) zu einer transformativen Praxis wird, die utopische Horizonte alternativer Gesellschaftsentwürfe und Beziehungsweisen erfahrbar macht – ohne die Ambivalenzen, Konflikte und Brüchigkeiten des Alltags zu überblenden.
Das vollständige Programm des Institutskolloquiums finden Sie hier.