Hamburg (post)kolonial. Umstrittene Orte und unbequeme Objekte als postkoloniale Spuren in Hamburgs Stadtraum und Museen
Wo werden postkoloniale Diskurse in Hamburg sichtbar und erfahrbar gemacht?
Wie werden diese von bestimmten Gruppen erlebt und interpretiert?
In welche kolonialen Netzwerke und Verflechtungen (Entangled History) ist Hamburg eingebettet? Wie wird mit postkolonialen Vergangenheiten in Hamburg umgegangen?
Wie wollen wir als Student*innen/Forscher*innen, Bürger*innen, Nachfolger*innen kolonialisierter Gruppen oder Aktivist*innen usw. damit umgehen? Wie sprechen wir über (Post)Kolonialismus und wie wollen wir erinnern?
(Post)koloniale Geschichte(n) und Verflechtungen sind in europäischen Städten und (Kultur)Institutionen nach wie vor sichtbar und präsent, aber sie werden nicht immer wahrgenommen. Dabei durchdringen sie die ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Dimensionen unserer gegenwärtigen und historischen Alltage, Wissensbestände sowie die lokale Stadtgeschichte.
Das SPS möchte dort ansetzen, (post)koloniale Spannungs- und Konfliktfelder in ihrer materialisierten und medialisierten Form in der Hafenstadt Hamburg erkunden und mit kulturtheoretischen Perspektiven beleuchten. Konkret interessieren uns materielle Formen wie Denkmäler, Straßenschilder, Gebäude, Museumsobjekte und -sammlungen.
Das Projektseminar strebt an, eine interaktive Karte postkolonialer Hamburger Nachbarschaften zu entwerfen. Für unsere Kartierungsversuche (Mapping) nutzen wir nicht nur ethnografische Methoden wie Wahrnehmungsspaziergange, Go-Alongs, narrative Raumkarten wie Mental Maps, historisch-kulturwissenschaftliche Methoden, Ansätze der Visuellen Anthropologie oder Ausstellungsanalysen, sondern wir streben einen Erfahrungsaustausch und eine Diskussion mit ausgewählten Gäst*innen (u.a. BI-POC-Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Museumsmitarbeiter*innen) an. So erhoffen wir uns, auch bisher unbekannte Stadträume analysierbar zu machen. Über ihre Formen der Raumproduktion zeichnen wir postkoloniale Atmosphären nach, die gegenwärtig spürbar und sinnlich erfahrbar sind.
Neben den visuellen und auditiven Elementen (Text, Film, Tonaufnahmen, Fotografie), welche im Laufe des Semesters als Visual Essays gemeinsam erarbeitet werden, streben wir ein postkoloniales Flanieren in Hamburgs urbanen Räumen an und laden alle Interessent*innen dazu ein, mitzumachen und eigene Ideen einzubringen. Im Sinne einer engagierten Kulturwissenschaft möchten wir die akademische Wissensproduktion aktiv mitgestalten, auch um der Vielstimmigkeit des postkolonialen Diskurses gerecht zu werden.
Das SPS hat sich aus der historisch-kulturwissenschaftlichen Werkstatt (hkw) entwickelt, welche im Frühjahr 2021 am Hamburger Institut für Empirische Kulturwissenschaft gegründet hat.
Weitere Informationen:
- Koloniale Straßennamen Hamburgs
- Aufarbeitung des Kolonialen Erbes der Stadt Hamburg
- Eckpunktepapier für ein "gesamtstädtisches dekolonisierendes Erinnerungskonzept"
Das Seminar findet von Oktober bis Ende Januar immer mittwochs 14:15-15:45 Uhr via Zoom/in Präsenz statt. Melden Sie sich gerne regulär über die Plattform STiNE an oder schreiben Sie eine E-Mail an hamburgpostkolonial@gmail.com.
Dozierende: Die Masterstudierenden Amelie Klemens, Laura Völz, Karoline Kaiser, Kyra Hardt, Guillaume Mulard, Manuel Bolz und Olivia Stracke sowie Prof. Dr. Sabine Kienitz und Prof. Dr. Kerstin Poehls