Lebensstichwort Wald: gegenwartsbezogene und historische Untersuchungen zur kulturellen Bedeutung von Wald
Zum Projekt
Durch die qualitative Analyse von mehr als 100 Einzel- und Gruppengesprächen, von teilnehmenden Beobachtungen, von schriftlich niedergelegten Selbstaussagen und literarischen Texten (Sagen, Memorat, Romanen, Veröffentlichungen der Umweltschutzbewegung, Publikumszeitschriften) wurden Erkenntnisse über die subjektive und kollektive Bedeutung des Kultur-musters "deutscher Wald" in der Bevölkerung der Gegenwart gewonnen. Mit dieser Erzählforschung als Bewußt-seinsanalyse leisteten die Projektmitarbeiter einen ersten empirisch fundierten Beitrag des Faches Volkskunde zur interdisziplinären Diskussion über das Verhältnis des Menschen zur Natur - "die Kultur der Natur" (Norbert Elias). Dabei wurden sogleich Antworten auf Fragen der Kulturökologie und der zeitgeschichtlichen Mentalitätsforschung gegeben und Ergebnisse der historischen Erzählforschung fruchtbar weiterentwickelt.
Die Arbeiten von Albrecht Lehmann verstehen sich als empirischer Beitrag zu den auch von der Volkskunde entwickelten und fortgeschriebenen Ideenkonstrukten, in die der Wald ein-fließt (wie deutscher Nationalcharakter, "deutsche" Mythen, "deutscher" Wald). Als moderne Erzähl-for-schung, die das gegenwärtige Bewußtsein in seiner historischen Genese erforscht, behandeln sie die Wirkung kultureller Bilder, das Erleben des Waldes und seine lebens-geschichtliche Bedeutung sowie die tatsächliche Nutzung.
Die Monographie "Von Menschen und Bäumen" faßt die Ergebnisse dieser Studien zusammen und beschreibt das gegenwärtige Waldbewußtsein der Deutschen in seinen verschiedenen Facetten: die Aspekte des Symbols Wald, die Waldästhetik, den lebensgeschichtlichen Bezug, die zeitgeschichtliche Bedeutung und moderne Sagenbildung, die Waldnutzung, die Frage nach der Modernität des Waldbewußtseins sowie den politischen Wald. Einige der veröffentlichten Aufsätze behandeln weiterführend Fragen des Landschaftsbewußtseins.
Den Arbeitsschwerpunkt von Klaus Schriewer bildet die Erforschung der Kulturmuster im praktischen Umgang mit Wald in Gegenwart und in Geschichte, mit Schwerpunkt auf der Zeitgeschichte. Untersucht werden die unterschiedlichen Formen des Wald- und Natur-be-wußtseins, die in Naturschutz, Jagd, Imkerei, Holznutzung der Waldbesitzer, Wandern und den im Wald ausgeübten Sportarten ihren Ausdruck finden. Die hier verankerten Auffassungen über einen "richtigen" Umgang mit Wald und Natur bilden den kulturellen Hintergrund für zahlreiche Streitigkeiten; wie die in den Medien immer wieder genannten um die Nationalparke und die FFH-Richtlinie der Europäischen Union.
Die bisher publizierten Arbeiten geben erste Einblicke in das Wald- und Naturbewußtsein einzelner dieser Gruppen, eine umfassende Studie ist in Vorbereitung.
Projektleitung: Prof. Dr. Albrecht Lehmann
- Dauer: 1995-1998
- Projektleitung: Prof. Dr. Albrecht Lehmann
- Drittmittelgeber: DFG