Projektdauer: 2021-2026
Projektleitung: Prof. Dr. Margit Kern
Im Frühsommer 2020 wurden nach dem Tod von George Floyd weltweit zahlreiche Denkmäler gestürzt. Die ikonoklastischen Akte werfen die drängende Frage auf, wie der Umgang mit diesem historischen Erbe idealerweise aussehen soll. Der Denkmalschützer Norbert Huse hat in diesem Zusammenhang in einer gleichnamigen Publikation von „unbequemen Denkmalen“ gesprochen, Sharon Macdonald von "difficult heritage". Da vor allem Monumente des Faschismus und des Kolonialismus die menschenverachtenden Ideologie der Regime auch ästhetisch zum Ausdruck bringen, kann die häufig gewählte Lösung, eine Informationstafel neben dem Denkmal aufzustellen nicht überzeugen, da auf diese Weise die Wirkmacht dieser Rhetorik im öffentlichen Raum unwidersprochen bleibt. Mit dem Konzept der „visuellen Skepsis“ schlägt das Projekt einen anderen Umgang mit diesen Denkmalen vor. Die Monumente sollen ästhetisch neu gerahmt werden, ohne dass sie als historische Erinnerung vollständig ausgelöscht werden.
Das Projekt verfolgt daher drei Ziele:
Zum ersten soll mit dem Begriff der „visuellen Skepsis“ grundsätzlich untersucht werden, ob und wie visuelle Medien in der Lage sind, sich selbst in Zweifel zu ziehen. Wie gelingt es ihnen mit Hilfe von inneren Widersprüchen Erkenntnis zu generieren. Die These lautet, dass diese Formen der Wissensproduktion auf einer rein visuellen Ebene stattfinden. Es soll analysiert werden, wie Bilder innere Spannungen erzeugen und mit dialogischen Strukturen operieren können, die Erkenntnis freisetzen.
Zum zweiten soll anhand von Denkmälern des Kolonialismus aufgezeigt werden, wie diese Erinnerung nicht nur inhaltlich, sondern auch ästhetisch wirksam wird. Dieser ästhetische Appell an die Raumerfahrung beziehungsweise die Körpersinne der Betrachtenden soll genau analysiert werden.
Zum dritten sollen Denkmäler analysiert werden, die erfolgreich neu gerahmt wurden, um aufzeigen zu können, wie durch künstlerische Interventionen ästhetische Antworten auf menschenverachtende Ideologien gefunden wurden.
Ziel ist es, mit den Projektpublikationen eine Systematik der visuellen Skepsis zu erstellen sowie Beispiele umgestalteter Denkmäler in einer Datenbank bereitzustellen, welche langfristig die Grundlage für ein "Center for Difficult Heritage" bilden sollen.
English Abstract
In early summer 2020, numerous monuments around the world were demolished after the death of George Floyd. The iconoclastic acts raise the pressing question of how this historical legacy should be dealt with. In a publication of the same name, Norbert Huse, a conservator of cultural heritage, spoke of "uncomfortable monuments" in this context, Sharon Macdonald of “difficult heritage”. Since monuments of fascism and colonialism in particular also express the inhuman ideology of the regimes aesthetically, the frequently chosen solution of placing an information board next to the monument is not convincing, since in this way the effectiveness of this rhetoric in public space remains unchallenged. With the concept of "visual scepticism", the project proposes a different approach to these monuments. The monuments are to be aesthetically re-framed without completely erasing them from historical memory.
The project therefore pursues three goals:
Firstly, the concept of "visual scepticism" is to be explored to fundamentally examine whether and how visual media are capable of calling themselves into doubt. How do they succeed in generating insight with the help of inner contradictions. The thesis is that this form of knowledge production takes place on a purely visual level. It will be analysed how images can generate inner tensions and operate with dialogical structures that release knowledge.
Secondly, monuments of colonialism will be examined in order to find out how this memory becomes effective for the public not only in terms of content but also aesthetically. This aesthetic appeal to the viewer's experience of space and his or her bodily senses will be analysed in detail.
Thirdly, monuments that have been successfully re-framed will be discussed to show how artistic interventions have found aesthetic answers to inhuman ideologies.
The aim is to create a systematics of visual skepticism with the project publications as well as to provide examples of remodeled monuments in a database, which in the long run will form the basis for a "Center for Difficult Heritage".
Fellow am Centre for Advanced Studies (Max-Weber-Kolleg) der Universität Erfurt “Religion and Urbanity. Reciprocal Formations” (FOR 2779), 1. April bis 30. Sept 2020
Cluster of Excellence „Understanding Written Artefacts“, RFB 08: Inscribing Spaces (2021-2024)
Fellow am Maimonides Centre for Advanced Studies (Kollegforschungsgruppe-DFG) WS 2017/18
Konferenz: Visuelle Skepsis – Wie Bilder zweifeln
Teilprojekt A 2 der DFG-Forschergruppe "Transkulturelle Verhandlungsräume von Kunst. Komparatistische Perspektiven auf historische Kontexte und aktuelle Konstellationen" (FOR 1703)
Dauer 2011-2014; 2014-2017
Unterprojekt 1 - Die Mission in Neuspanien (Dr. Julia Kloss-Weber)
Unterprojekt 2 - Die Jesuitenreduktionen (Dr. des. Amrei Buchholz)
Teilprojekt B 07 des DFG-Sonderforschungsbereichs 950 "Manuskriptkulturen in Asien, Afrika und Europa"
Dauer: 2014-2015; 2015-2019
Mitarbeiter: Dr. Anna Boroffka
Teilprojekt B 07 desDFG-Sonderforschungsbereichs 950 "Manuskriptkulturen in Asien, Afrika und Europa"
Dauer 2015-2020, Laufzeitverlängerung: 2020-2022
Mitarbeiter: Dr. Anna Boroffka