Arbeitsgruppe Archäologisches Forschungstauchen an der Universität Hamburg
Herausforderung Forschungstauchen
Seit der Erfindung der Aqualunge ist es möglich, auch archäologische Fundplätze unter Wasser zu erforschen. Zu Beginn waren es zumeist Berufstaucher, die in Zusammenarbeit mit Archäologen zu den Fundplätzen tauchten und dort die Untersuchungen durchführten. Erst seit den 60er Jahren absolvierten auch Archäologen die hierfür notwendige Ausbildung – zu den ersten zählt der Amerikaner George Bass, der als Bronzezeitspezialist an der Ausgrabung des Wracks von Gelidonya teilnahm.
Mittlerweile hat sich die Unterwasserarchäologie als Teildisziplin der Archäologie weltweit etabliert. Die Einsatzgebiete sind sehr vielseitig, besonders attraktiv sind die Meere mit ihren spektakulären Wrackfunden. Die Taucher stehen oftmals vor großen Herausforderungen, weil sich nur wenige gesunkene Schiffe wie das Wrack von Ma‘agan Michael (Israel) in nur drei Metern Tiefe direkt vor dem Strand befinden. Oftmals leisten die Taucher unter schwierigen Bedingungen in Tiefen von teilweise mehr als 50 m exakte Forschungsarbeit. Andere Fundstellen wie Siedlungsplätze oder Hafenanlagen liegen zwar im Flachwasserbereich, jedoch wird die Arbeit vielfach durch schlechte Sicht oder starke Strömung erschwert.
Um den Tauchern die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, existiert in Deutschland das Zertifikat „geprüfter Forschungstaucher“. Die Ausbildung erfolgt durch einen anerkannten Ausbildungsbetrieb, die Prüfung wird durch Prüfer der Kommission Forschungstauchen (KFT) abgenommen. In der Ausbildung lernen die Taucher, nach den Regeln der Berufsgenossenschaft (BGR/GUV-R 2112) zu tauchen und müssen sich außerdem ein umfangreiches theoretisches Wissen aus den Bereichen Physik, Medizin, Rechtsvorschriften oder Seemannschaft aneignen.
Ausbildung zum Forschungstaucher an der Universität Hamburg
Die Universität Hamburg bietet Studierenden aus den Fachbereichen Archäologie, Biologie, Geologie, Mineralogie und Ozeanographie diese einjährige Vorausbildung zum Forschungstaucher an. In zwei Semestern vermitteln Kurse das nötige theoretische Wissen und das praktische Können, um die Endausbildung mit Prüfung in einem von der KFT anerkannten Endausbildungsbetrieb bestehen zu können. In zwei weiteren Semestern erfolgen eine Vertiefung des Wissens und die Vermittlung von wissenschaftlichen Arbeitstechniken unter Wasser.
Forschungstauchen am Archäologischen Institut Hamburg
Am Archäologischen Institut der Universität Hamburg steigt die Anzahl der zertifizierten Forschungstaucher stetig an – ein Phänomen, das sich auf die wissenschaftliche Fokussierung der letzten Jahre auf die Erforschung antiker Häfen (insbesondere im Mittelmeer) und maritimer Kulturlandschaften (insbesondere in Norddeutschland) zurückführen lässt. Vor einigen Jahren gründete sich innerhalb der Forschungstauchgruppe die ‚Arbeitsgruppe Unterwasserarchäologie‘, die mit starkem Rückhalt am Archäologischen Institut der Universität Hamburg Unterwasserarchäologie betreibt, sowohl in der Praxis mit kleineren Projekten in der Schwinge bei Stade, im Dümmersee in Niedersachsen oder auch als Partner im Mecklenburg-Vorpommern. Zudem stehen maritime archäologische Themen regelmäßig im Lehrplan. Einige der Taucher waren auch als Einsatztaucher oder Gasttaucher bei Projekten in Griechenland, auf Zypern oder in der Türkei.
Mittlerweile kann die archäologische Forschungstauchergruppe gänzlich autark operieren: Das Archäologische Institut verfügt über Ausrüstung für vier Einsatztaucher, einen eigenen Kompressor, eine entsprechende Sicherheitsausrüstung (Wenoll) und sogar über ein eigenes motorisiertes Schlauchboot.
Wichtige Links:
Kommission Forschungstauchen Deutschland (u.a. rechtliche Grundlagen)
Forschungstaucher Gruppe der Universität Hamburg (Vorausbildung)