Immersive City Scripts: Inscriptions and the Construction of Social Spaces in Miletus (Asia Minor)
Bild: Christof Berns
Das Vorhaben ist der Frage gewidmet, in welcher Weise Inschriften zur Strukturierung öffentlicher Räume im kaiserzeitlichen Milet beitrugen. Inschriften sind ein vergleichsweise komplexes Medium, dessen Wahrnehmung durch den jeweiligen Text ebenso beeinflusst wird wie durch seine formale Gestaltung, sein Material oder den Ort seiner Anbringung. Das Spektrum entsprechender Zeugnisse umfasst flüchtig gravierte Graffiti an der Wand eines Raumes ebenso wie monumentale Bauinschriften oder umfangreiche, in sorgfältigen Buchstaben gemeißelte Kaiserbriefe an den Fassaden öffentlicher Gebäude. Sog. Topos-Inschriften, mit denen Verkaufsstände im Straßenraum oder Sitzplätze im Theater markiert werden, zeugen von der Anwesenheit bestimmter Personengruppen im öffentlichen Raum. Die Verteilung der Inschriften und deren Gestaltung kann somit räumliche Konstruktionen aufzeigen, die sich aus konkurrierenden Akteuren ergeben.
In dem Projekt werden sämtliche in Milet in situ erhaltenen oder bestimmten Orten zuzuweisenden Inschriften mit verschiedenen Methoden (Zeichnung, Fotografie, Laserscanning) in ihrem räumlichen Zusammenhang dokumentiert und im Hinblick auf die genannte Fragestellung analysiert. Einzelne Stadträume wie das Theater werden auf der Grundlage von Laserscanning virtuell rekonstruiert, um die räumliche Wahrnehmung der Inschriften und die Bewegung von Akteuren im Raum erfahrbar zu machen. Neben einer Fallstudie zur griechisch-römischen Zeit dient das Projekt als Beispiel für den transkulturellen und diachronen Vergleich von Inschriftenräumen, wobei Perspektiven und Methoden aus der klassischen Archäologie, der Alten Geschichte und der Mensch-Computer-Interaktion einbezogen werden.
Dauer: 2019-2022.
Projektleitung: Prof. Dr. Christof Berns (Klassische Archäologie), Prof. Dr. Kaja Harter-Uibopuu (Alte Geschichte) und Prof. Dr. Frank Steinicke (Human-Computer-Interaction).
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Ann Lauren Osthof (Klassische Archäologie) und Jenny Gabel (Human-Computer Interaction).
Kooperationspartner: Prof. Ing. Michael Breuer (Berliner Hochschule für Technik).
Finanzierung: Exzellenzcluster »Understanding Written Artefacts« an der Universität Hamburg (UWA-RFB02).
3D Rekonstruktion des Theaters von Milet anhand von Drohnen Aufnahmen und unter Einbeziehung des erhaltenen Baubestands, erstellt von Jenny Gabel (Human-Computer Interaction)
- Dauer: 2019–2022
- Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Christof Berns