Geophysikalische Prospektion: Nea Paphos/Zypern
Foto: Paphos, Agora, Nikola Babucic, Martina Seifert
Kooperationsprojekt der Universitäten Hamburg und Krakau
Lage und historische Einordnung
Nea Paphos befindet sich an der Südwestküste Zyperns, 16 km südöstlich von Palaia-Paphos entfernt. Trotz der durch Funde nachweisbaren Bedeutung der Siedlung in hellenistischer und römischer Zeit ist die Entstehungsgeschichte des Ortes weitgehend unklar. Vermutlich wurde Nea Paphos am Ende des 4. Jh. v. Chr. von Nikokles aus Palaia-Paphos an der Stelle einer früheren Hafensiedlung gegründet und avancierte schnell zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum der Region. Die verkehrsgünstige Seewegeverbindung nach Ägypten und mindestens ein sicherer Hafen ließen die Stadt unter den Ptolemäern schnell anwachsen. Ptolemaios der II baute hier zwei große Schiffe und die Stadt prägte außerdem Münzen für die ptolemäischen Könige in Alexandria. Im Jahre 58 v. Chr. kam es zur römischen Eroberung des Gebietes, aber erst im Jahr 22 v. Chr. erklärte Augustus Zypern zu einer eigenständigen Provinz (Cass. Dio, Hist. Rom. 53, 12), mit Nea Paphos als deren Hauptstadt. Vom 3. Jh. n. Chr. an lässt sich ein Verlust an politischer und ökonomischer Macht beobachten, der durch die Folgen verheerender Erdbeben in den Jahren 332 (Theoph. Chron. I 29, 37) und 334 n. Chr. verstärkt wurde. Im Folgenden verlagerte sich auch die Provinzverwaltung nach Salamis in den Nordwesten der Insel Zypern. Vom 4. Jh. n. Chr. an war Nea Paphos Episkopat. Im 7. Jh. beschränkte sich das Leben der christlichen Gemeinschaft dann nur noch um den Bereich der Kirchen am Hafen.
Bisherige Forschungen
An Bauten aus der hellenistischen Zeit sind vor allem Wohnquartiere und die Befestigungsanlage, die offenbar gleichzeitig mit der Stadt errichtet wurde, erhalten. Die überlieferten Schriftzeugnisse belegen die Existenz von verschiedenen Sakral- und Funktionsgebäuden in Nea Paphos, die durch Ausgrabungen nur zum Teil identifiziert und insgesamt nicht umfassend erschlossen werden konnten. Für die römische Phase sind besonders die reich mit großflächigen Mosaiken ausgestatteten Wohnhäuser bekannt, z.B. Haus des Theseus, Haus des Dionysos, Haus des Aion. 2010 wurden die Denkmäler von Nea Paphos in die UNESCO-Liste schützenswerter Kulturdenkmäler aufgenommen. Die Ausgrabungen der letzten Jahre konzentrieren sich auf den Theaterhügel/Fabrika-Hügel, die Königsgräber und die sog. Garnison. In 2011 startete das von E. Papuci-Wladyka geführte Agora Paphos Project der Jagiellonian University in Krakau, in dessen Rahmen das Prospektionsvorhaben durchgeführt wird.
Foto: Haus des Theseus, Achill im Bade, Nikola Babucic, Martina Seifert
Fragestellung und erste Ergebnisse der Testprospektionen 2015
Auf Einladung von Ewdoksia Papuci-Wladyka erfolgten im September 2015 Testprospektionen im engeren Umfeld der Agora durch das Team der Universität Hamburg. Zusammen mit L. Miszk als technischem Koordinator der Ausgrabungen, dem Geodäten L. Bat, dem Geoarchäologen S. Chwalek und Mitarbeitern der Grabung wurden an die südliche Portikus der Agora angrenzende Teilflächen sowie kleinere Felder zwischen den Ausgrabungsschnitten mittig auf der Agora prospektiert. Aus Finanz- und Transportgründen wurde für die Testmessungen ein eingeschränktes Prospektionsverfahren auf gut begehbaren Flächen mit einem einsondigen Fluxgategradiometer (Sensys Magneto MX DML) ohne automatische Distanzmessung verwendet.
Durch die Messungen gelang es, die Fortführungen der in den Grabungsschnitten sichtbaren, zu erwartenden Mauerzüge zu bestätigen. Auf der Agora und im südlichen Umfeld konnten weitere Strukturen aufgedeckt und Anhaltspunkte auf Straßensysteme und Gebäude herausgearbeitet werden. Die vorläufige Auswertung der Magnetometermessungen erzielte durchweg positive Resultate, womit die Basis für eine zukünftige, großflächig angelegte Kartierung gelegt werden konnte.
Das künftige Untersuchungsgebiet wird die im Rahmen von geophysikalischen Prospektionen begehbaren Flächen innerhalb des Archäologischen Parks von Nea Paphos sowie einen Küstenabschnitt im W-Teil des vermuteten Nordhafengeländes umfassen. Zielsetzung ist die Erfassung des urbanen Layout von Nea Paphos in hellenistischer und römischer Zeit für eine künftige qualitative Beschreibung der Stadt als Wirtschaftsstandort.
Ergebniszusammenfassung Geomagnetik als PDF.
Kooperationspartner
Universität Hamburg: Sebastian Adlung, Michael Antonakis, Nikola Babucic, Fabian Schwenn, Martina Seifert (Leitung)
Universität Krakau: Ewdoksia Papuci-Wladyka (Direktorin und Leiterin des Paphos Agora Project)
Publikationen
Seifert M., Antonakis, M., Babucic N., NON-INVASIV MAGNETIC RESEARCH IN 2015 AND ITS RESULTS in: E. Papuci-Władyka (ed.), PAPHOS AGORA PROJECT (PAP) 1. The Results of the Jagiellonian University Interdisciplinary Research in Nea Paphos (2011-2015), Historia Iagiellonica, Kraków 2017. (Im Druck)
M. Antonakis – N. Babucic – M. Seifert, Testing Methods: preliminary results of the geophysical campaign at Paphos 2015, in: E. Papuci-Władyka - A. Dobosz (Hrsg.), In the heart of the ancient city. Five years of Krakow archaeologists’ research at the Paphos Agora on Cyprus (2011-2015), International Symposium and Exhibition of Photographs by Robert Slabonski, 21-22 January 2016, JU Institute of Archaeology, Krakau 2016) 60 – 62.
- Dauer: 2015–
- Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Martina Seifert
- Drittmittelgeber: Universitäten Hamburg und Krakau.