2024
19.-21. 9. 2024: Difficult Heritage and ‘Nature’: Greening as Forgetting – Greening as Healing?
ERC Advanced Grant Horizon 2020 Visual Scepticism: Towards an Aesthetic of Doubt
Ort: Warburg-Haus
Principal investigator:
Prof. Dr. Margit Kern
www.visual-scepticism.uni-hamburg.de
Nach dem Zweiten Weltkrieg verfielen in Deutschland viele Monumente des Nationalsozialismus und die Überlagerung von Steinarchitekturen durch Pflanzen wurde bereitwillig in Kauf genommen. Auch wurden bewusst Bäume gepflanzt, um Sichtachsen zu unterbrechen. Diese Strategie des „Gras über das schwierige Erbe wachsen zu lassen“ wurde in der Forschung kritisiert und als eine Maßnahme der Verdrängung schwieriger Erinnerungen interpretiert.
Die Tagung setzt diese spezifisch deutsche Nachkriegssituation in Beziehung zu aktuellen Entwicklungen im Umgang mit Denkmälern des Kolonialismus und Faschismus in vielen Ländern heute. Denn diese Lösung der „Begrünung“ im Umgang mit schwierigem Erbe, die Nutzung von Natur als Material der Transformation, erlebt derzeit eine ganz erstaunliche Renaissance, ohne dass bisher eine Kontinuität in der Forschung gesehen wurde. In Diskussionen wird vorgeschlagen, dass „toxische“ Denkmäler einem natürlichen Verfallsprozess überlassen werden sollten, oder eine Umgestaltung mit Hilfe der Natur wird aufgrund deren positiven Konnotationen implizit mit Heilungsprozessen in Verbindung gebracht.
Die Konferenz wird zwei Hauptlinien verfolgen: zum einen soll die Rolle von Natur im Umgang mit dem NS-Erbe in der Nachkriegszeit analysiert werden, zum anderen die Nutzung von Natur
bei der Aufarbeitung von schwierigem Erbe in der Gegenwart.
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In post-World War II Germany, many National Socialist monuments fell into disrepair, and the overgrowth of their stone architecture by vegetation was readily accepted as a matter of course.
Trees were planted as well in order to deliberately interrupt lines of sight. This strategy of “allowing the grass to grow over” a difficult historical legacy has been criticised in the research, and even interpreted as a strategy for repressing controversial memories.
The conference relates this specifically German post-war situation to recent and current approaches to dealing with fascist and colonial monuments in many different countries. “Greening” as a strategy for addressing a difficult heritage – the use of nature as a transformative material – is currently experiencing an astonishing renaissance, although up to this point, researchers have not perceived significant parallels with the post-war situation. In some discussions, it has been suggested that toxic monuments should be abandoned to a natural process of decay, or instead that their transformation, assisted by nature, with its positive connotations, is implicitly related to processes of healing.
The conference will pursue two main lines of inquiry: analysed first will be the role of nature in dealing with the Nazi heritage during the post-war period, and secondly, current approaches to using nature when dealing with difficult heritage in the present.
9.-10. Februar Paradoxien des Schützens
18. Tagung der Isa Lohmann-Siems Stiftung
Ort
Warburg-Haus
Heilwigstraße 116
D-20249 Hamburg
Leitung und Kontakt
Leena Crasemann
Samantha Lutz
Theresa Müller
ilss18"AT"gmx.de
Veranstalter
Die Tagung wird im Rahmen des Forschungsprojekts Paradoxien des Schützens der Isa Lohmann-Siems Stiftung Hamburg abgehalten.
Kontakt und Anmeldung
Eine Anmeldung zur Tagung ist erforderlich über die Homepage der Stiftung:
https://ils-stiftung.de/aktuelle-tagung.html.
Da die Tagung hybrid konzipiert ist, können Sie auch online teilnehmen. Nach Anmeldung erhalten Sie zeitnah einen Zoom-Link.
Bitte teilen Sie uns bei der Anmeldung mit, ob Sie online oder in Präsenz teilnehmen möchten.
>>> Programm <<<
Die krisenbehaftete Gegenwart erfordert die andauernde Entwicklung und Anpassung von Bewältigungsstrategien. Schützen gilt in diesem Zusammenhang als ein vermeintlich
erfolgversprechendes gesellschaftliches Konzept, das uns als Individuen, Gruppen oder ganze Gesellschaften in allen Bereichen des täglichen Lebens begegnet. Stets geht Praktiken und Diskursen des Schützens eine Sorge für oder um etwas voraus, die positive Absichten verfolgt und ethisch motiviertes Handeln initiiert. Für etwas Sorge zu tragen ist verbunden mit Vorstellungen von Vulnerabilität. Gleichzeitig ist die Strategie des Schützens auch mit Verantwortung verbunden und enthält eine gewisse Handlungsaufforderung.
In diesem Spannungsfeld sehr unterschiedlicher Ambitionen und Praktiken des Schützens entstehen nicht selten neue Dynamiken, die das ursprüngliche Schutzvorhaben konterkarieren und, ob intendiert oder nicht, auch Exklusion, Distinktion und Schaden hervorrufen oder befördern. Schützen ist heikel. Schützen kann scheitern. Kurz: Der Akt des Schützens generiert Paradoxien. Die diesjährige Tagung der Isa Lohmann-Siems Stiftung widmet sich den widersprüchlichen und auch kontraproduktiven Aspekten des Schützens, denn Intention und
Ergebnis von Schutzvorhaben stehen nicht zwangsläufig in Einklang miteinander. Im Kern können positive und zielgerichtete Prozesse mit dem Anliegen zu schützen und zu erhalten auf unvorhergesehene Weise auch etwas anderes bewirken und sind in vielfacher Weise in Machtstrukturen eingebunden. Schützen ist relational und prozessual zu denken und vom historischen und kulturellen Kontext abhängig.
Das diesjährige Projekt der ILS-Stiftung nähert sich der Frage nach Paradoxien des Schützens interdisziplinär aus gegenwartsbezogener und historischer Perspektive. Die vielschichtigen Paradoxien sollen in ihren sozialen, politischen, rechtlichen, ökonomischen, materiell-technischen, ästhetischen, kulturellen, ökologischen und ethischen Dimensionen und Potenzialen diskutiert werden.